Leipzig

Kleine Landeskunde – Heute: Leipzig – Stadt am Rande des Wahnsinns

Leipzig ist Lipsiators Heimat, und er ist seiner Stadt sehr verbunden. Er hat im Laufe seines Lebens auch andere Städte ausprobiert, aber er kam immer wieder zurück an den Pleißestrand. Die Pleiße ist ein Flüßchen, das durch die Stadt fließt, und eigentlich kaum der Rede wert – aber manchmal nennt man Leipzig auch Pleiß-Athen. Bis in die Neuzeit hinein war der Fluß für den Transport von Bau- und Feuerholz aus dem Vogtland und Thüringen nach Leipzig von Bedeutung.  

Als Gründungsjahr der Stadt gilt das Jahr 1165, in dem Markgraf Otto der Reiche dem Ort an der Kreuzung der Via Regia (Königsstraße) mit der Via Imperii (Reichsstraße) das Stadtrecht und das Marktrecht erteilte. Eine slawische Siedlung in der Flußaue von Pleiße, Elster und Parthe ist schon seit dem 9. Jahrhundert nachweisbar, aber sie ist wahrscheinlich noch viel älter. Der slawische Name war Lipsk (von slaw. lipa – Linde) – also Lindenort. Die Linde ist heute noch der typische Baum der Region, und das Lindenblatt gilt als das inoffiziele Wappen der Stadt.

Lindenblatt – das Wahrzeichen Leipzigs

Der Name der Stadt entwickelte sich aus Lipsk über Lipzic und Leipczigk zu Leipzig (1507), und dabei blieb es dann auch. Wer Klein-Paris sagt, ist entweder ein Spötter, oder er hat keine Ahnung.

Die Lage der Stadt an der Kreuzung zweier großer Handelsstraßen war Programm. Leipzig erhielt das Privileg für die Oster- und Michaelismärkte und das Geleitschutzprivileg. Auf dieser Grundlage erhob Kaisers Maximilian I. Leipzig  1497 zur Stadt der Reichsmesse, und damit ließ sich Geld verdienen, viel Geld. Die Universität wurde 1409 gegründet. Sie ist die zweitälteste Universität auf bundesdeutschem Gebiet. Prominente Studenten an der Universität waren (u. a.) Johann Gottlieb Fichte, Johann Wolfgang von Goethe, Erich Kästner, Gottfried Wilhelm Leibniz, Gotthold Ephraim Lessing, Karl Liebknecht, Thomas Müntzer, Friedrich Nietzsche, Robert Schumann, Johann Gottfried Seume, Georg Philipp Telemann und Richard Wagner. Und Angela Merkel …

Im 17. Jahrhundert entwickelte sich in der Messestadt eine besondere Bauform – die durchgehenden Handelshöfe. Man fuhr mit seinen beladenen Wagen auf der einen Seite hinein, entlud seine Waren in die Speicher, übernachtete in den Gasthöfen und fuhr am anderen Tag auf der anderen Seite wieder hinaus.

Die Leipziger Innenstadt; sie entspricht weitgehend dem mittelalterlichen Stadtbild. Der rote Punkt ist die Adresse Markt 8.

Reste dieser Höfe kann man heute noch besichtigen (‚Barthels Hof‘, Markt 8). Die Innenstadtpassagen des 19. Jahrhunderts sind ein später Widerhall dieser Periode. Im 18. Jahrhundert erreichte die Stadt ihre höchste wirtschaftliche und kulturelle Blüte. 
Traurige Berühmtheit erlangte die Satdt im Jahre 1813 – die Völkerschlacht bei Leipzig war der Anfang vom Ende der Vorherrschaft Napoleon Bonapartes in Europa. 90.000 Deutsche, Franzosen, Russen, Österreicher, Italiener, Polen und Schweden starben oder wurden verwundet. Im Jahre 1912  wurde das Völkerschlachtdenkmal eingeweiht – ein Beweis für die schrecklichen Folgen, die Kriege noch nach hundert Jahren haben können.
 
Im 19. Jahrhundert verlor Leipzig im Zuge der industriellen Revolution ihre führende Rolle unter den deutschen Städten. Der Grund war die  fehlende Anbindung an die großen Wasserstraßen. 1839 wurde deshalb die Leipzig-Dresdner Eisenbahn als erste deutsche Fernbahnstrecke eröffnet. Leipzig entwickelte sich allmählich zum wichtigsten Verkehrsknotenpunkt und zu einem industriellen Zentrum in Mitteldeutschland. In Sachsen war man vergleichsweise liberal eingestellt. In diesem Klima entwickelte sich die Arbeiterbewegung, der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein wurde 1863 hier gegründet. Wichtige Persönlichkeiten waren Wilhelm und Karl Liebknecht, Ferdiand Lasalle, August Bebel und Franz Mehring.
 
„Im Jahre 1895 erfolgte die Umstellung von der Warenmesse zur weltweit ersten Mustermesse. Dem 1904 vollendeten Städtischen Kaufhaus folgten zahlreiche weitere Messehäuser, welche bis heute das Bild der Leipziger Innenstadt prägen. Von nun an wurden die Waren nicht mehr direkt vor Ort verkauft. Durch die Präsentation von Mustern wurden Handelsverträge geschlossen, auf deren Grundlage dann der Transport der Ware in vorher vereinbarter Menge und Qualität und zu vereinbarten Konditionen vom Hersteller zum Kunden erfolgte. Das Logo der Leipziger Messe mit zwei übereinandergestellten M wurde für die Herbstmesse 1917 entworfen und stellt den Begriff Mustermesse dar.“ (Wikipedia)
 
Gleichzeitig entwickelte sich Leipzig als Industriestandort weiter. Die Industrien siedelten sich in den Vororten an, in der Stadt selbst gab es keinen Platz. Die Vororte wuchsen, sie verschmolzen mit den Vorstädten von Leipzig und wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts großflächig eingemeindet. Im Verlaufe des Jahhrhunderts folgten weiter Eingemeindungswellen, die letzte fand im Jahre 1999 statt. Es entwickelte sich ein dichtes Nahverkehrsnetz. Mit Straßenbahnen (‚Bimmel‘) und Bussen ist jeder Punkt des Stadtgebietes leicht zu erreichen. Eine Ausnahme sind die nach 1990 eingemeindeten kleineren Vororte.
 
Leipzig hat den Ruf Musikstadt, Universitätsstadt, Kulturstadt, Buchstadt, Sportstadt und  Medienstadt zu sein. Die Hochschule für Grafik und Buchkunst (eine Kunsthochschule), die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“, die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (FH) Leipzig und andere sind neben der Universität wichtige Bildungseinrichtungen der Stadt. Das Gewandhausorchester, das Rundfunksymphonieorchester, das Ensemble der Oper, der Thomanerchor und andere Klangkörper sind in der ganzen Welt berühmt. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) hat seinen Sitz in Leipzig.  Der Zoo, einer der ältesten Deutschlands, ist eine Institution, die Sendung „Elefant, Tiger & Co. – das Original“ des MDR, die im Zoo produziert wird, ist Kult. Der Flughafen Leipzig-Halle entwickelt sich zum bedeutenden mitteldeutschen Verkehrszentrum.
 
Ihr Ruf als Industriestadt allerdings hat gelitten, trotz der Ansiedlung von BMW und Porsche. Aber sie ist die Heimat von Lipsiator, das tröstet uns.
 
Warum gibt es keine Fotos von Leipzig in meinem Artikel? Weil die Fotos in der Kopfzeile meiner Homepage schon zu sehen sind! Immer wieder ein neues. Wer mindesten 5 (fünf) der Fotos eindeutig identifizieren kann, erhält von mir eine kleine Aufmerksamkeit. Und wer weiß, wo sich die merkwürdige Stahlkonstruktion befindet, eine große. Viel Spaß beim Raten, Knobeln und Recherchieren!
 
(c) 2012 Bernd Mai

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