Muß Mimi gehen?

Als Mimi zu uns kam, hatte sie ein Leben in Freiheit gehabt, wir wissen nicht wie lange. Damit ist sie nicht glücklich gewesen, sonst hatte sie nicht mauzend und Einlaß begehrend vor Omas Wohnungstür gesessen.

Ihrem Charakter und Temperament nach aber ist sie ein „Freigänger“. In Omas Wohnung langweilt sie sich. Daher untersucht sie jede Kleinigkeit, wie hier einen Trockenblumenstrauß.
Dekogegenstände wirft sie herunter, wenn sie klein genug sind. Dünne Drähte werden durchgebissen. Den Deckel meines Taschencomputers hatte sie auch schon in der Mache, sie liebt Weichplastik.
Ihr Bewegungsdrang ist nicht zu bändigen. Bestimmte Lebensmittel dürfen wie nicht offen herumstehen lassen. Sie zerbricht mit Vorliebe Weingläser, bei fünf haben wir aufgehört zu zählen. (Ich habe ein paar neue gekauft.) Mimi schärft an Sesseln, Wänden, an Bett und Sofa ihre Krallen, obwohl sie etliche andere Möglichkeiten hätte: Kratzbaum, Kratzmatten und Co. Die häufigsten Sätze bei uns sind: „Wo ist die Katze?“ und „Mimi! Nein!“. Und manchmal haben wir den Eindruck, sie legt es darauf an. Dann huscht sie hinter den Sessel und schaut verschmitzt hervor. „Warum spielt keiner mit mir?“, scheint sie zu fragen.
Nun muß Oma umziehen, weil die Wohnung pilzverseucht ist. Die Eigentümer unternehmen nicht wirklich etwas. Oma hat sich in eine Wohnungs-Genossenschaft eingekauft. Eine gute Genossenschaft kümmert sich um ihre Bausubstanz. Sie hat für viel Geld neue Möbel angeschafft. Und sie hat Angst, daß Mimi die neuen Möbel ruiniert. Die alten sehen nicht mehr schön aus, und daran hat die Katze ihren Anteil.
Oma überlegt, Mimi wegzugeben. An eine Familie in einem kleinen Dorf, in ein Haus mit kleinem Grundstück und Garten. Dort sollte sie Freigang bekommen. Und vielleicht hat sie dann ein katzengerechtes Leben.

Bis ein roher und brutaler Mensch aus der Nachbarschaft, ein wildgewordener Terrier, eine durchfahrendes Auto oder eine Krankheit diesem glücklichen Katzenleben ein Ende setzt.

(Wird – vielleicht – fortgesetzt.)

 

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