Kleine Landeskunde – Heute: Die Sorben
(Neuauflage)
Ganz im Osten Deutschlands, in der Lausitz, lebt auf sächsischem und brandenburgischen Gebiet das kleine westslawische Volk der Sorben. Die Sorben sprechen eine westslawische Sprache, die eng mit dem Tschechischen und Polnischen verwandt ist. Für mich als Deutschen kling es jedoch mehr nach Polnisch. Man schätzt, daß es etwa 20.000 – 30.000 aktive Sprecher des Sorbischen gibt. Dabei unterscheidet man Niedersorbisch (in der Niederlausitz) und Obersorbisch (in der Oberlausitz). Die Frage, ob es sich um zwei verschiedene Sprachen oder um zwei Dialekte der selben Sprache handelt, schein mir noch strittig zu sein.
Während sich das Sorbentum in der sächsischen Oberlausitz lebendig und selbstbewußt zeigt, gibt es in der brandenburgischen Niederlausitz kaum noch sorbische Muttersprachler. Nach Ansicht von Experten wird das Niedersorbische in 20 – 30 Jahren ausgestorben sein. Das Obersorbische, so meinen sie, wird das 21. Jahrhundert überdauern.
Sie haben neben ihrer eigenen Sprache und Kultur auch eine eigene Flagge, und die sieht so aus:
Sie zeigt die panslawischen Farben. Der sorbische Dichter Handrij Zejler (1804 – 1872) gab den Farben in seinen Gedichten folgende Bedeutung: Blau ist der Himmel, Rot der Sonnenaufgang, Weiß die Unschuld. Darüberhinaus haben die Sorben auch eine eigene Hymne. Zejler ist auch der Verfasser des Hymnentextes, in dem er nicht nur die Schönheit des Landes feiert, sondern auch eine bessere Zukunft beschwört. Die Melodie ist von Korla Awgust Kocor (1822 – 1904).
Die Sorben haben große kulturelle und künstlerische Leistungen erbracht, und für ein so kleines Volk verfügen sie über erstaunlich viele Schriftsteller. Bekannte sorbische Autoren sind z. B. Jurij Brezan, Kito Lorenc, Jurij Koch, Angela Stachowa – der ich schon persönlich begegnet bin –, Róza Domascyna, Jan Cyz, Marja Krawcec und Marja Brezanec. Mich interessiert die Literatur besonders, aber auch in den anderen Sparten bereichern die Sorben das kulturelle Leben unseres Landes.
Viele überkommene Bräuche haben sich erhalten: das Osterreiten, die Vogelhochzeit und das traditionelle Bemalen von Ostereiern. Sehr eindrucksvoll sind die sorbischen Trachten, die regional sehr unterschiedlich sind.
Ältere Frauen tragen sie noch heute täglich, jüngere jedoch nur noch zu weltlichen und besonders zu kirchlichen Feiertagen.
Die Wirtin trägt, auch auf dem Foto des Anreißers, im Gegensatz zu den Mädels oben die unspektakuläre Alltagstracht. Ihre Tochter, so verkündete sie stolz, würde bald heiraten – und zwar in Tracht. Sie betreibt in Bautzen (sorb. Budyšin), der heimlichen Hauptstadt der Sorben, das Restaurant ‚Wjelbik‘, was auf Deutsch ‚Vorratskammer‘ heißt.
Es gibt eine sorbische Presse und sorbischen Rundfunk, der vom MDR und vom RBB produziert wird. Im Fernsehen laufen einmal monatlich die Sendungen Luzyca (RBB) und Wuhladko (MDR) in sorbischer Sprache mit deutschen Untertiteln. Der MDR sendet sonntags das ‚Sandmännchen‘ im Zweikanalton. Die Ortsnamensschilder sind zweisprachig.
Das Verhältnis zwischen Sorben und Deutschen war nicht immer problemlos. Besonders in der Nazizeit litten die Sorben unter der deutschen Dominanz. Allerdings soll es Versuche gegeben haben, sie aus Slawen – die man für minderwertig hielt – historisch zu Deutschen umzudeuten. Kein Wunder, daß es nach 1945 Bestrebungen gab, die Lausitz an die Tschechoslowakei anzuschließen. Aber das ist eine Fußnote der Geschichte geblieben – Gott sei Dank!
Oder wie man auf Obersorbisch sagt: Bohudźak!
Und auf Niedersorbisch heißt es: Chwaliśboga!
Nun ja, das ist schon ein Unterschied …
Auch die Sorben haben ihre Sprüche und Sprichwörter. Hier ist eins, daß ich besonders nett fand:
„Hłuposć a hordosć stej sotře z jedneje chěžki.“
(Deutsch: „Dummheit und Stolz sind Schwestern aus dem selben Häuschen.“
Eine passende Übertragung von mir: „Dummheit und Stolz sind Brüder aus dem selben Holz.“)
Anmerkung: Das sorbische Alphabet enthält eine Reihe besonderer Buchstaben, wie Ihr oben sehen könnt. Leider konnte ich meinen Rechner nicht überreden, sie zu generieren.
B. M.
Ich bin sorbe
Bin per Zufall auf diese Seite geraten, alles sehr interessant, bin sehr beeindruckt und mag so was sehr. Ich mag die Poesie und Dichter, auch aus Jahrhunderte zurück, schreibe selber seit 1982 Gedichte und werde es noch so lange weiter machen, bis ich lebe. Ich sterbe fürs Schreiben und lesen, es ist meine Aufgabe hier auf dieser Welt. Werde diese Seite speichern und immer mal wieder reinschauen, und garantiert mit anderen darüber reden und schreiben oder mal selber ein Gedicht darüber schreiben und veröffentlichen. Mit besten Grüßen