Begegnungen

Täglich begegnen wir jemandem. Dem Nachbarn auf der Treppe, der Katze der Familie Müller auf der Straße, der genervten jungen Mutter mit ihrem Kinde im Supermarkt, der gestreßten Kassiererin an der Supermarktkasse. Ich ärgere mich oft, daß ich die Kamera nicht dabei habe. Oder ich bin wütend, weil mir die rechten Worte nicht einfallen, die Person um ein Konterfei ihrerselbst zu bitten. Begegnungen bieten Gelegenheiten. Die Kunst besteht darin, die Gelegenheiten zu nutzen. Aber meist verpassen wir sie.
Manchmal begegnen wir auch Gegenständen oder Ideen. Zum Beispiel einem Kunstwerk. Oder einem Musikstück. Wir haben es tagelang im Kopf, und hören es im Geiste wieder und wieder. Dafür erfand der Mensch die Bezeichnung Ohrwurm. Warum gibt es nicht auch die Bezeichnung Gedankenwurm?  Manchmal verschlagen sie uns den Atem. Und manchmal haben wir sie nach wenigen Sekunden wieder vergessen, wie einen flüchtigen Traum. Und wir zermartern uns den Kopf. Da ist doch einmal etwas gewesen? Aber was?

Zum Schluß noch – ganz traditionell – ein Spruch zum Thema:

„Unser Leben ist die Geschichte unserer Begegnungen.“
Anton Kner
(1911 – 2002; deutscher kathol. Geistlicher und Autor)